Interpretation der Corona-Fallzahlen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Januar 2022, 14:11 Uhr


Dieser Artikel behandelt die Interpretion der Corona-Fallzahlen in der Schweiz.

Interpretation der gemeldeten Fallzahlen

Wieso liegen die gemeldeten Zahlen fast immer über dem 7-Tage-Schnitt?

Die am Dienstag bis Freitag vom BAG gemeldeten Neuinfektionen sind fast immer deutlich höher, als der 7-Tage-Schnitt (ausser bei sinkenden Fallzahlen).

Wie ist das zu erklären? Nun, der Montag, mit den Zahlen vom Wochenende (3 Tage) senkt den Durchschnitt massiv.

Dh übers Wochenende werden zB 5'000 Leute pro Tag positiv getestet. Ab Montag lassen sich wieder mehr Leute testen, was zu 8'000 Positiven pro Tag führt. Der 7-Tage-Schnitt liegt dann vielleicht um 7'000 herum, aber Dienstag bis Freitag werden Zahlen von 8'000 gemeldet.

Problematik der begrenzten Testkapazitäten

Ein Problem bei zu hohen Fallzahlen, wie wir sie im Januar und Februar 2022 hatten, ist, dass die Testkapazitäten so beschränkt sind, dass (Stand Januar 2022) gemäss verschiedenen Aussagen in den Medien nicht mehr als 80'000 bis 100'000 PCR-Tests pro Tag durchgeführt werden können. Die Positivtätsrate erreicht teilweise über 40% mitte Januar 2022. Somit wären mehr als 30'000-40'000 Neuinfektionen pro Tag nicht erfassbar.

In der Praxis hat sich im Januar 2022 auch gezeigt, dass es nie Fallzahlen von über 50'000 an einem Tag gab, sondern stattdessen die Positivitätsrate auf absurde Niveaus von fast 50% anstieg.

Das heisst, ab dem Zeitpunkt, wo an einzelnen Tagen über 35'000 positive Tests gemeldet wurden, kann nicht mehr beurteilt werden, ob die Fallzahlen weiter steigen oder nicht. Es sieht dann nach einer Stagnation aus, obwohl die Zahlen in Wirklich weiter steigen oder evtl. wieder am Sinken sind.

Oder anders:

Fallzahlen über 40'000 im 7-Tage-Schnitt sind in der Schweiz nicht messbar.

Publikationsdatum und Testdatum

Infektionszahlen, die an einem Tag veröffentlicht wurden, gingen in den 24 (oder 72 bei Wochenenden) Stunden davor bis um 8 Uhr morgens des Publikationsdatums beim Bundesamt für Gesundheit ein.

Diese Tests beziehen sich jedoch nicht alle auf den Vortag, sondern sind oftmals Nachmeldungen, weil beispielsweise ein Arzt Tests erst am nächsten Tag meldet. Oder weil ein Arzt am Montag einen Test machte, am Dienstag das Ergebnis des PCR-Tests vorlag, und der Arzt das am Mittwoch-morgen ans BAG meldete. Dann taucht dieser Fall erst am Donnerstag beim BAG auf, wird aber dem Test-Datum vom Montag zugeordnet. Die Infektion fand aber schon in der Vorwoche statt (sonst wäre die Probe vom Montag noch nicht positiv).

Vergleich Meldedatum zu Test-Datum am Beispiel Januar 2022
Tag Publiziert Positiv Getestet

(Stand +10 Tage)

Positiv Getestet

(Stand 31.Jan)

1. 0 9'399 0
2. 0 12'832 0
3. 38'437 (3 Tage) 32'323 0
4. 20'742 33'436 0
5. 31'109 30'613 0
6. 32'239 26'104 0
7. 28'038 27'307 0
8. 0 17'818 0
9. 0 13'435 0
10 63'647 (3 Tage) 0 0
11. 24'602 0 0
12. 32'881 0 0
13. 29'887 0 0
14. 32'150 0 0
15. 0 0 0
16. 0 0 0
17. 67'906 (3 Tage) 0 0
18. 29'142 0 0
19. 38'015 0 0
20. 0 0 0
21. 0 0 0
22. 0 0 0
23. 0 0 0
24. 0 (3 Tage) 0 0
25. 0 0 0
26. 0 0 0
27. 0 0 0
28. 0 0 0
29. 0 0 0
30. 0 0 0
31. 0 (3 Tage) 0 0

Publiziert = An dem Tag wurde diese neue Fallzahl gemeldet.

Positiv Getestet (Stand +10 Tage) = An diesem Tag gab es so viele Tests, die positiv ausfielen, gemäss Stand 10 Tage später (dh die definitive Zahl für den 1.Januar wird am 11.Januar erfasst, vereinzelte Nachmeldungen wären möglich).

Positiv Getestet (Stand 31.Jan) = So viele positive Tests gab es an diesem Tag, gemäss Datenstand 31.Januar 2022.


Lesebeispiel

Am 4.Januar 2022 gab das BAG 20'742 neu registrierte Corona-Fälle bekannt, die dem BAG zwischen dem 3.Januar um 8 Uhr morgens und dem 4.Januar um 8 Uhr morgens gemeldet wurden.

Bis zum 14.Januar konnten dem 4.Januar 33'436 Fälle als Testdatum zugeordnet werden. Bis zum 31.Januar erhöhte sich diese Zahl auf (folgt am 31.Januar) Fälle.

Die Differenz ist (folgt am 31.) Fälle, die dem BAG zwischen dem 14.Januar, 8 Uhr und dem 31.Januar, 8 Uhr, für den 4.Januar nachgemeldet wurden.


Interpretations-Beispiel

Die Zahlen für den Zeitraum vom 1. bis 20.Januar sind unter dem Datenstand vom 31.Januar höher als unter dem Datenstand "Stand +10 Tage". Dies liegt an verspäteten Nachmeldungen.

Umgekehrt werden vom 22. bis 31.Januar die Zahlen unter "Positiv Getestet (Stand +10 Tage) höher sein, weil zB die Zahlen vom 25.Januar erst am 4.Februar eingetragen werden, und diese dann leicht höher sein könnten aufgrund von Nachmeldungen, als der Stand vom 31.Januar 2022. Dies liegt an Nachmeldungen für den Zeitraum von ende Januar, die anfang Februar eingereicht wurden.

Auch schön zu sehen in obiger Tabelle, ist wie die Zahlen vom 28. bis 31.Januar nach Stand 31.Januar massiv zu tief sind. Das erkennt man, wenn man zB die Zahlen vom 28. oder 29.Januar mit dem Stand vom 31.Januar und dann mit dem Stand "+10 Tage" (entspräche 7. + 8.Februar) vergleicht.

Positivitätsrate

Die WHO sagt, dass bei einer Positivitätsrate über 5% die Pandemie ausser Kontrolle ist.

Wir von der vierten Gewalt gehen moment davon aus, dass bei 5% Positivitätsrate das Verhältnis der offiziellen Zahlen zur Dunkelziffer bei 1:1 liegt. Pro Prozent Posivitätsrate rechnen wir mit 20% höherer Dunkelziffer gegenüber den positiven Tests.

Bei 1% Positivitätsrate gehen wir davon aus, dass auf 100 positiv geteste Fälle 20 Unerkannte dazu kommen. Bei 5% wären es auf 100 erfasste Fälle weitere 100 wären es 100 unentdeckte. Bei 10% Positivitätsrate schlagen wir vor, auf 100 erkannte Fälle mit 200 unerkannten Fällen zu rechnen. Bei 20% sind es 100 zu 400, bei 30% wären es 100 zu 500, dh es gibt dann real 6 mal so viele Fälle, wie offiziell erfasst sind.

Dies ist eine Theorie von Autoren dieses Wikis und nicht wissenschaftlich bestätigt.

Problematik des 7-Tage-Schnitts beim SRF

Das SRF verwendet das Datum des Tests, womit in den letzten 2 Tagen praktisch immer von sinkenden Fallzahlen ausgegangen werden müsste (weil diese Zahlen noch nicht vollständig sind).

Dies wird hier später anhand eines Beispiels erläutert.

Und zwar nehmen wir den 7-Tage-Schnitt, den das SRF am 7., 14., 21. und 28.Januar 2022 gemeldet hat, und vergleichen das mit dem realen 7-Tage-Schnitt für dieses Datum.

7-Tage-Schnitt
Tag Publizierte

BAG-Zahlen

Nach Testdatum (bis Vortag,

Stand 10 Tage später)

SRF-Angabe
7. 21'509 22'986 21'189
14. 26'167 (folgt am 24.) 25'018
21. (folgt am 21.) (folgt am 31.) (folgt am 21.)
28. (folgt am 28.) (folgt am 7.Februar) (folgt am 28.)

Lesebeispiel Am 7.Januar 2022 betrugt der 7-Tage-Schnitt laut srf.ch/news 21'189 Fälle pro Tag.

Gemäss den täglich neu bekannt gewordenen Infektionen, die dem BAG vom 31.Dezember, 8 Uhr, bis am 7.Januar, 8 Uhr, gemeldet wurden, betrug der 7-Tage-Schnitt 21'509 neue Fälle.

Gemäss den vom 31.Dezember 2021 bis 6.Januar 2022 (Stand 17.Januar 2022) durchgeführten Tests lag der 7-Tage-Schnitt bei 22'986 Fällen.

Es ist deutlich zu sehen, wie der 7-Tage-Schnitt des SRF systematisch zu tief liegt. Die Ursache hierfür liegt uA darin, dass die Zahlen der letzten beiden Tage noch sehr unvollständig sind.

Sinnvoll wäre einzig, entweder den 7-Tage-Schnitt anhand der für 7 Tage publizierten Zahlen zu nehmen. Dann stimmt zwar das Test-Datum nicht, aber man sieht korrekt, ob die Zahlen steigen oder Fallen. Oder man nimmt das reale Test-Datum. Dann muss man die Zahlen aber mindestens 5 Tage verzögert publizieren, damit sie halbwegs vollständig sind. Es ist also die Wahl zwischen möglichst aktuellen oder möglichst korrekten Daten.

Das SRF entscheidet sich hier für eine Mischform, die die Nachteile beider Methoden vereinigt.

Die SRF-Redaktion wurde noch nicht auf diesen Artikel aufmerksam gemacht.

Quellen

[1] BAG Situation Schweiz

[2] SRF News